Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Schwerte

Unterwegs auf dem Fränkischen Wasserradweg

Ein Reisebericht von Bärbel und Bernd Kahl, ADFC Schwerte

Prolog

Der Fränkische Wasserradweg (FWR), eine Rundtour durch Bayerns Mitte, mit Start und Ziel in Neumarkt in der Oberpfalz.

Wir haben uns für die Große Rundtour mit 392 km Länge – aufgeteilt in 9 Etappen – entschieden (daneben gibt es noch die Rundtour Ost, Seenrunde, Rundtour West).

In den nächsten Tagen wird Wasser unser ständiger Begleiter sein. Auf ebenen Strecken entlang von Flüssen, Kanälen, Bächen, Teichen und Seen erkunden wir drei abwechslungsreiche Urlaubslandschaften – das Fränkische Seenland, das Romantische Franken und den Naturpark Altmühltal.

Tag 1 – Anreise nach Neumarkt i. d. OPf. + 1. Etappe nach Berching

An einem Samstag im Juli 2024 fahren wir zunächst einmal mit dem Auto nach Neumarkt i. d. OPf. Unseren Plan, dort so gegen 14 Uhr anzukommen, müssen wir allerdings aufgeben. Auf der Autobahn zwischen Köln und Frankfurt/Main hat es einen schweren Verkehrsunfall gegeben, so dass der Verkehr nur einspurig an der Unfallstelle vorbeifahren kann. Wir haben noch überlegt, der vom Verkehrsfunk vorgeschlagenen Umleitung zu folgen, sind dann aber doch auf der Autobahn geblieben. Eine richtige Entscheidung, denn in den Verkehrsnachrichten wurde etwas später darum gebeten, die Umleitung wegen totaler Überlastung nicht zu nehmen.

Nach ca. 2-stündigem Stopp-and-Go-Verkehr haben wir endlich die Unfallstelle passiert. Ab da geht es nun wieder zügig voran.

Hinter Würzburg werden wir wegen eines schweren Unwetters (nicht das letzte an diesem Tag) erneut ausgebremst.

Der Regen ist so stark, dass die Scheibenwischer den Wassermassen nicht mehr Herr werden und nicht nur das, die Fahrbahn steht unter Wasser, weil die Kanalisation total überfordert ist. Zum Glück reagierten alle besonnen und vorsichtig und fahren Schritttempo, so dass es zu keinem Unfall kommt. Bis Nürnberg müssen wir noch 2 weitere schwere Gewitter mit Starkregen überstehen. Als wir schließlich spät nachmittags in Neumarkt i. d. OPf. ankommen, regnet es immer noch.

Jetzt ist guter Rat teuer, wie weiter vorgehen? Abwarten oder unseren Startpunkt der Radreise nach Berching, ca. 20 km von Neumarkt entfernt, verlegen? Wir wollen erst einmal die weitere Entwicklung abwarten. Nach gut 30 Minuten hört der Regen auf und wir begeben uns auf die 1. Etappe. Da der FWR direkt am Parkplatz vorbeiführt, sind wir sofort auf dem richtigen Weg.

Von nun an begleitet uns der historische Ludwig-Donau-Main-Kanal in Richtung Süden.

    Am Ludwig-Donau-Main-Kanal    

Wir folgen dem ebenen Weg am Kanalufer, der trotz des vorherigen starken Regens gut befahrbar ist, vorbei an historischen Schleusen und -wärterhäuschen, bis wir schließlich Berching erreichen.

           Altstadt Berching
Das Mittelalterstädtchen mit seiner vollständig erhaltenen Stadtmauer ist das Tor zum Altmühltal. Unser Hotel, das mitten in der Altstadt liegt, erreichen wir gegen 19 Uhr. Nach dem Abendessen wollen wir eigentlich noch einen Bummel durch die Altstadt machen und das Stadtfest, das an diesem Wochenende stattfindet, besuchen. Aber der zwischenzeitlich wiedereinsetzende Regen macht uns einen Strich durch die Rechnung.

Tag 2 – Von Berching nach Greding

Nach dem Frühstück warten wir gespannt auf den Wetterbericht auf Bayern 3; und siehe da, das Tiefdruckgebiet soll im Laufe des Vormittags abziehen, danach wird für die nächsten Tage ein Hoch mit sommerlichen Temperaturen vorhergesagt, ohne Niederschläge.

Wir haben in Berching die Seiten gewechselt, d. h. vom historischen Kanal an seinen Nachfolger, den modernen Main-Donau-Kanal, dem wir weiter in Richtung Süden folgen.

        Am Main-Donau-Kanal
Hinter der Schleuse Berching wechseln wir das Kanalufer. Vorbei an der Benediktinerabtei Plankstetten kommen wir in Beilngries an. Barockbauten aus der Zeit der Eichstätter Fürstbischöfe, mittelalterliche Stadtmauertürme und eine autofreie Innenstadt verleihen dem Städtchen eine sympathische Atmosphäre. An der St. Walburga-Kirche machen wir eine kleine Pause und bewundern den Kirchturm, weil die Dachdecker mit den Dachpfannen ein Muster gelegt haben. Die Strecke verläuft nun flussaufwärts an der Altmühl entlang. Bei Kirchanhausen überqueren wir den Fluss und wechseln bald darauf am Kratzmühlsee wieder das Ufer. Um den Badesee herum geht es weiter nach Kinding, dessen Ortsbild von der wehrhaften Kirchenburg dominiert wird. In Kinding verlassen wir die Altmühl, wenden uns nach Norden und sind bald am Ufer der Schwarzach unterwegs. Wir gelangen in die Altstadt von Greding mit ihren Türmen und der romanischen Martinsbasilika.

Hier endet unser 2. Tag und nach dem Abendessen machen wir noch einen Bummel durch die sehenswerte Altstadt.

Tag 3 – Von Greding nach Gunzenhausen  

Heute geht es über die Bahntrasse der ehemaligen Gredl-Bahn.

Bis Höbing begleitet uns weiterhin die Schwarzach. 

Danach geht es an der Thalach in nordöstlicher Richtung weiter nach Thalmässing. Wir fahren über die Jurahochfläche, überqueren hier in 461 m über NN (übrigens der höchste Punkt auf unserer Tour) die europäische Wasserscheide. Auf der einen Seite fließen die Flüsse ins Schwarze Meer, auf der anderen Seite in die Nordsee. Dank der Bahntrasse hat die Strecke nur in den Orten Kontakt zum Straßenverkehr und wir radeln durch Felder und ein Waldgebiet. In Heideck verlassen wir die Bahntrasse und begeben uns auf den Weg Richtung Brombachsee. Am See angekommen fahren wir am Ufer entlang bis Ederndorf. Vorbei an Badestränden, Liegewiesen, Segelhäfen und Campingplätzen verlassen wir den See und biegen bei Neuherberg in den Gräfensteiner Wald ab. Nun ist es nicht mehr weit bis Gunzenhausen, dem Zentrum des Fränkischen Seenlandes.


Unterwegs zwischen Feld und Wald                 Am Brombachsee

Tag 4 – Von Gunzenhausen nach Dinkelsbühl

Von Gunzenhausen radeln wir weiter Richtung Westen und kommen zum Dennenloher See, dem kleinsten der sieben Seen im Fränkischen Seenland. An seinem Ufer geht es nach Süden und wir gelangen zum Schloss Dennenlohe (hier befindet sich der größte Rhododendronpark Süddeutschlands). Über Unterschwaningen führt uns der Weg in das Markgrafenstädtchen Wassertrüdingen am Fuß des Hesselbergs.

Wir sind jetzt im Romantischen Franken und folgen der Wörnitz, die mit ihren natürlichen Flusswindungen ein besonders idyllisches Landschaftsbild bietet. Am rechten Straßenrand taucht plötzlich ein Hinweisschild „Historische Sehenswürdigkeit – Römerturm – 250 m links“ auf. Wir folgen dem Hinweis und gelangen auf einen Waldweg. Da der Weg immer holpriger wird, lassen wir die Räder stehen und gehen zu Fuß weiter. Von einem Römerturm aber ist weit und breit nichts zu sehen. Hinter einer Wegbiegung taucht dann eine Infotafel auf „Hier stand ein in den Limes integrierter römischer Wachtturm“. Und darunter war noch eine Skizze, wie der Turm wohl einmal ausgesehen haben soll. Toll. Eigentlich hatten wir uns etwas anderes vorgestellt. Also wieder zurück zur Straße und weiter auf unserer Tour.  Nach ein paar Kilometern erreichen wir das kleine Dörfchen Markt Arberg und stoßen hier auf die Limes-Route. Auf einer Wiese befindet sich ein Stück des von den Römern angelegten Grenzwalls, eine Steinmauer. Original oder Rekonstruktion, ist nicht ersichtlich. Außerdem ist hier eine große Infotafel aufgebaut, die über den Limes informiert. Über die Gemeinden Gerolfingen, Ehingen und Wittelshofen kommen wir nach Dinkelsbühl, das mit seiner historischen Altstadt bezaubert. Nicht umsonst verläuft hier die Ferienroute „Romantische Straße“. 

Unser Hotel für diese Nacht befindet sich wieder in der Altstadt.


        Unterwegs nach Dinkelsbühl


                              -Dinkelsbühl-

Tag 5 – Von Dinkelsbühl nach Rothenburg ob der Tauber

Der Fränkische Wasserradweg folgt nun der Romantischen Straße.

Zunächst folgen wir dem Verlauf der Wörnitz bis kurz hinter Schoploch. Hier verlassen wir den Fluss und gelangen in die Festspielstadt Feuchtwangen. Ab jetzt begleitet uns die Sulzach nach Norden und gelangen so nach Schillingsfürst, dessen Wahrzeichen, das Barockschloss, schon von weiten sichtbar ist. Auf dem Weg Richtung Norden durchqueren wir die Gemeinde Gebsattel und kommen in die Mittelalterstadt Rothenburg o.d.T., ein besonderer Höhepunkt unserer Radreise. Und, wie konnte es anders sein, unser Hotel liegt wieder direkt in der Altstadt. Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, empfängt uns ein Page und bringt uns zum Radstall (so heißt er hier), weist uns einen Stellplatz zu und führt uns zu unserem Hotelzimmer, wobei er Bärbels Radtaschen trägt. Ein toller Service, ist halt auch ein 4-Sterne-Hotel. Wir machen uns etwas frisch und haben nun ausreichend Zeit, Rothenburg zu erkunden.


                            Rotenburg ob der Tauber

Tag 6 – Von Rothenburg nach Ansbach

Wir wenden uns wieder nach Osten.

Der Fränkische Wasserradweg folgt nun dem Verlauf einer weiteren berühmten Ferienroute – der Burgenstraße. Hinter Neusitz und Geslau wartet in Colmberg schon bald die erste Burg darauf, erkundet zu werden; nämlich die Burg Colmberg. Aber auch das Wasser begleitet uns weiterhin. In Lehrberg treffen wir auf die Fränkische Rezat. Während wir zwischen Rothenburg und Lehrberg ein paar Hügel überwinden müssen, geht es nun am Flussufer auf ebenen Wegen in südöstlicher Richtung in die Markgrafenstadt Ansbach mit ihrer prunkvollen Residenz (heute Sitz der Regierung Mittelfranken), dem Hofgarten und einer lebendigen Altstadt, die wir am Nachmittag erkunden. Wir besichtigen St. Gumbertus, eine protestantische Stadtpfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert. Darin befindet sich die größte Barock-Orgel Frankens mit 47 Registern. Vor der Kirche steht ein Denkmal von Johannes Sebastian Bach. Obwohl er Zeit seines Lebens nie in Ansbach war, wurde ihm wegen seines Ruhms und der jährlich stattfindenden Ansbacher Bachwochen dieses Denkmal gewidmet.


                -Ansbach-                                         -St. Gumbertus-

Tag 7 – Von Ansbach nach Roth

Nach dem Frühstück brechen wir auf, verlassen Ansbach und kommen nach Sachsen ????  - sind wir hier richtig??? Doch, Sachsen bei Ansbach. Bald darauf sind wir in Lichtenau mit seiner beeindruckenden Festung direkt am Weg. Dort verlassen wir die Rezat und fahren durch leicht hügeliges Gelände in die Minnesängerstadt Wolframs-Eschenbach, einem reizenden kleinen mittelalterlichen Städtchen. Hier schauen wir uns das Liebfrauenmünster an, Pfarrkirche und Grablege von Wolfram von Eschenbach (1170-1220). Die gotische Hallenkirche wurde zwischen 1230 und 1300 vom Deutschen Orden erbaut. Wir sind zurück im Fränkischen Seenland, fahren nach Windsbach, in die Heimat des Windsbacher Knabenchors. Schon kurz vorher gelangen wir wieder ans Rezatufer und folgen dem Fluss, bis die Route nach Abenberg abzweigt.
Nach einigen Passagen durch einen Wald kommen wir schließlich in Roth an und suchen unser Hotel auf. Wir machen eine Pause und wollen den Ort erkunden. Allerdings gibt es eine Unwetterwarnung, so dass wir uns nicht allzu weit vom Hotel entfernen. Ca. 100 m vom Hotel entfernt befindet sich eine Gaststätte, dort essen wir. Zum Glück, denn kaum haben wir uns an den Tisch gesetzt, fängt es auch schon in Strömen an zu regnen. Nach ca. 1 Stunde hört der Regen auf, wir setzen unseren Stadtspaziergang fort.


             Altstadt von Roth


Tag 8 – Von Roth nach Neumarkt i. d. OPf.

Am Ufer der Roth entlang führt der Weg in östlicher Richtung stadtauswärts, anschließend nach Süden über Hofstetten, vorbei am Museum Historischer Eisenhammer nach Eckersmühlen. Kurz vor der Burgstadt Hilpoltstein verlassen wir die Roth, fahren durch Hilpoltsteins historische Altstadt, gelangen an den Main-Donau-Kanal, den wir überqueren. Weiter geht es an seinem Kanalufer entlang ein Stück in Richtung Norden und kommen so an den Rothsee.

Für die nächsten Kilometer verläuft der Weg am idyllischen Ufer des Sees. Von dessen Nordspitze müssen wir jetzt einer stark befahrenen Bundesstraße folgen (zum Glück auf einem separaten Radweg) und kommen so nach Allersberg. Es geht über den historischen Markt und dann stetig weiter Richtung Osten. Seligenporten mit seinem historischen Kloster, Postbauer-Heng und Berngau liegen an der Strecke. Alsbald erreichen wir Neumarkt i. d. OPf.

Wir fahren direkt zum Hotel und checken ein. Das Hotel ist Teil eines großen Gebäudekomplexes, unter dem sich eine Tiefgarage mit einem separaten, abschließbaren Abstellraum für Fahrräder befindet. Also fahren wir in die Tiefgarage, stellen die Räder unter und schnappen uns unser Gepäck. Der Clou ist, dass wir von hier aus direkt mit dem Aufzug auf die Etage fahren können, auf dem sich unser Hotelzimmer befindet.

                               Neumarkt in der Oberpfalz

Tag 9 – Endspurt, Zieleinlauf und Heimreise

Unsere letzte Etappe steht an. Vom Hotel sind es nur wenige Meter bis zum historischen Ludwig-Donau-Main-Kanal, dem wir bis zum Parkplatz, dem Ausgangspunkt unserer Radtour, folgen.

Insgesamt 2 km, ob wir die noch schaffen werden????

Am Nachmittag sind wir wieder zu Hause; diesmal zum Glück ohne unfallbedingten Stau und Unwetter.

Epilog

Der Fränkische Wasserradweg trägt seinen Namen zu Recht.

Führen doch ca. 90 % der gesamten Strecke am besagten Element vorbei. Aber nicht nur das, wir sind an Feldern, Wiesen, Viehweiden, Streuobstwiesen, Hopfengärten, Hochmooren, Blaubeerfeldern vorbeigeradelt und haben Wälder durchquert. Haben wunderschöne, gepflegte mittelalterliche Orte kennengelernt und Klöster, Kirchen, Burgen, Schlösser und prunkvolle Barockbauten bewundert.

Außer in den in diesem Bericht genannten Orten sind uns unterwegs so gut wie keine Leute begegnet; manche Bauernschaften wirkten wie ausgestorben.

Auf unserer Radtour hätten wir gerne hin und wieder eine Pause in einem Biergarten, Cafe‘ oder Eisdiele eingelegt bzw. wenn um die Mittagszeit der kleine Hunger nagte, uns bei einem Bäcker oder Metzger ein belegtes Brötchen o. ä. gekauft. Leider Fehlanzeige, da nicht oder nicht mehr vorhanden bzw. von 12 – 15 Uhr Mittagspause war. Verhungert sind wir allerdings nicht; denn abends hat uns so manches Gasthaus mit fränkischen Spezialitäten und selbst gebrauten Bieren verwöhnt.

Wir waren größtenteils auf Radwegen, stillgelegten Bahntrassen, verkehrsarmen Nebenstraßen und gut befahrbaren Forstwegen  unterwegs, auf denen wir abseits des Verkehrs die Natur genießen konnten. Es gab lediglich 2 kleinere Streckenabschnitte, wo sich die Wegebauer nicht mit Ruhm bekleckert haben und man diese Straßen eigentlich für Radfahrer hätte sperren müssen. Andererseits gab es aber auch Radwege, wo man an besonders stark gefährdeten Straßenkreuzungen über eigens für Radler gebaute Brücken und Tunnel diese Gefahrenpunkte umgehen konnte.

Alle Hotels, in denen wir auf dieser Radtour übernachtet haben, waren gut bis sehr gut auf Radtouristen eingestellt. Wir konnten unsere Räder überall sicher und wettergeschützt abstellen.


https://schwerte.adfc.de/neuigkeit/entwurf

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